Stasiakten eine kurze Einführung |
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Die Hinterlassenschaften der Staatssicherheit sprengen den Rahmen des
Vorstellbaren: 180 Kilometer Akten wurden im Frühjahr 1990 vor der Vernichtung gerettet.
Die Zahl der bereit Monaten zuvor im Akkord beseitigten Aktenberge
wird sich nachträglich nicht mehr feststellen lassen. Zu den Zeugnissen
des totalitären Machtapparates der SED-Diktatur gehören zusätzlich
Millionen Fotos, Tonaufnahmen, Filme sowie Geruchskonserven und andere
geheimdienstliche Materialien. Dabei erstrecken sich die Unterlagen
nicht nur auf Bürger der DDR. So sind ca. 2 Millionen Datensätze oder
Akten zu Personen der Bundesrepublik aufgefunden worden.
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Der Umgang mit den Stasiakten war nach der friedlichen Revolution in der DDR widersprüchlich. So vermuteten oder befürchteten Teile der Bevölkerung das es zu Racheakten und Tumulten käme, wenn jeder das Ausmass der eigenen Bespitzelung erfahren würde. Das Interesse und der Wille zur Aufarbeitung war jedoch enorm und führten zu einem einmaligen wie demokratischen Vorgang in der Welt: erstmal wurden die gesamten Hinterlassenschaften eines Geheimdienstes - noch dazu einer Diktatur - offenbart.
Bereits Anfang 1990 war der Druck der Bevölkerung gross genug um die Machenschaften des Geheimdienstes der SED immer weiter aufzudecken. Kurz vor der ersten freien Volkskammerwahl erschien im BasisDruck-Verlag, Berlin, das Buch "Ich liebe euch doch alle" mit Lageberichten des MfS aus dem Jahre 1989. Am sogenannten Runden Tisch setzten die Protagonisten der friedlichen Revolution und Mitglieder der immer stärker werdenden Bürgerbewegung dann die Erhaltung und Öffnung der Stasiakten durch. Da das Ausmass der Machenschaften der Stasi zu dieser Zeit kaum zu erahnen war, hatte das MfS den Untergangszeitraum genutzt um fast sämtliche elektronischen Datenspeicher und eine enorme Menge Datensammlungen zu vernichten. Die Staatssicherheit setzte neben allen verfügbaren Aktenvernichtern zusätzlich alle beschaffbaren technischen Einrichtungen zur Vernichtung von Papieren und Materialien ein. Bis zur Besetzung der Stasiobjekte, durch die aufgebrachte Bevölkerung, setzten die Teschekisten die Vernichtung von Akten fort - zuletzt per Hand. 16 000 vorvernichtete Papiersäcke konnten vor der Verbrennung oder Verkollerung gerettet werden. Fast vollständig vernichtet wurden die "operativen Handakten", somit die Fälle der aktuellen Verfolgung, Bespitzelung und Zersetzungsmassnahmen. Außerdem wurden zielgerichtet Unterlagen von wichtigen IM und Vorgängen vernichtet.
Seit der Verabschiedung des Stasiunterlagengesetzes am 20. Dezember 1991 kann jeder Betroffene oder Interessierte einen Antrag auf Überprüfung und Einsichtnahme der Stasiakten stellen. Personen aus den alten Bundesländern und ehemalige DDR-Bürger erhalten somit die Möglichkeit zu überprüfen ob auch ihr Leben mit geheimdienstlichen Methoden ausgespäht oder gar beeinflusst wurde. Auf den nachfolgenden Seiten und in vielen weiteren Rubriken unserer website stellen wir Ihnen Auszüge und exemplarisches Material des MfS vor.
Akteneinsicht können Sie jederzeit und unbefristet beantragen. Sie können auf unserer website einen Antrag auf Akteineinsicht downloaden. |